Gathaha ISBN : 3837088146
 
 
220209
 

Vorwort

 
 Zweite Hymne 29
 Dritte Hymne 30
 Vierte Hymne 31
 Fünfte Hymne 32
 Sechste Hymne 33
 Siebte Hymne 34
 Achte Hymne 43
 Neunte Hymne 44
 Zehnte Hymne 45
 Elfte Hymne 46
 Zwölfte Hymne 47
 Dreizehnte Hymne 48
 Vierzehnte Hymne 49
 Fünfzehnte Hymne 50
 Sechzehnte Hymne 51
 Siebzehnte Hymne 53
  
  

Gataha

Einleitung

Gataha – die Lehre des Zarathustra

Bei der Lehre des Zarathustra handelt es sich um eine über dreitausend Jahre alte Philosophie die in ihrem Kern auf den Prinzipien Gutes Denken, Gutes Reden, Gutes Handeln beruht.

Die Grundlagen dieser Lehre des Zarathustra sind die Gataha, das Buch mit dem sich diese Website befasst.

Leider konnte nur ein heute nicht genau einschätzbarer Teil dieser Philosophie die Turbulenzen ihrer langen Geschichte überstehen – gelitten hat diese Lehre durch Unwissenheit, besonders aber dadurch, dass gewisse Teile des zarathustrischen Klerus, darunter Ardawiraf, sie zu ihrem eigenen Machterhalt missbraucht haben.

 

 

 

 

Einer der Gründe dafür, weshalb es heute so schwer fällt, Zarathustras Philosophie zu erfassen und zu analysieren, besteht darin, dass sie in einer sehr alten Sprache überliefert ist.

Die vorliegende Übersetzung habe ich deshalb mit der Unterstützung durch kundige Fachleute in Angriff genommen. Nun sind Übersetzungen aus einer so alten Sprache stets problematisch und man kann sich deswegen auch nie absolut sicher sein, ob man immer genau das wieder gibt, was das Original meint. Aber das gilt bekanntlich für alle Übersetzungen, selbst heutzutage zwischen modernen Sprachen. Diese Übersetzung soll deshalb lediglich ein Schritt sein auf einem langen Weg, und ich erhoffe mir, dass sie in möglichst naher Zukunft von kompetenten Fachleuten weiter verbessert und, wie ich mir erhoffe, ergänzt werden kann.

  
Infos: Zoroaster.net      

Vorwort

Die Religionen, die im Allgemeinen von Anfang an als profitabelste und leider oft genug auch blutigste Ware gehandelt wurden, sind mit Sicherheit aus den folgenden Gründen nicht mit dieser Lehre des Zarathustra gleichzusetzen – auch wenn sie später durch die Einflussnahme von dessen Klerus in eine Religion mit allen ihren Nachteilen umgewandelt wurde.

Diese uralte Philosophie des Zaratustra mit ihrer Ethik unter der Schirmherrschaft von Mazda macht uns ersichtlich, dass Propheten und Glauben an sich nicht nötig sind, um die Menschheit zu ethischem und humanitärem Verhalten zu leiten.

Umgekehrt hat uns die Geschichte mit den aus ihr folgenden Erfahrungen gezeigt, dass das Verlassen des Pfades von Mazda zugunsten irgend eines Glaubens den Menschen bisher zumeist nur Nachteile brachte.

Wenn man sich bewusst ist, wie oft der Klerus verschiedener Religionen seine Anhänger allein zur Vergrößerung seiner eigenen Macht in Kriege geschickt hat, dann begreift man, welche fatale Rolle Religionen und die aus ihnen resultierenden Glaubensvorstellungen oft spielten und noch immer spielen.

Bekanntlich hat sich Zarathustra in den Gataha an keiner Stelle als Prophet, sondern ausschließlich als Lehrer bezeichnet.

Wie bereits erwähnt, wurde diese Lehre und Philosophie später unter dem Einfluss mancher Zarathustra-Kleriker zu deren eigenem Vorteil in eine Religion umgewandelt.

Dazu haben diese Kleriker den Gataha manche ihrer eigenen Ansichten hinzugefügt. Sie haben die Gataha außerdem zwischen ihre eigenen Überlieferungen (Avesta) gesetzt.

Deshalb hat es lang gedauert, bis man die vermutlich beinahe reine Lehre von Zarathustra von der Überlieferung des zarathustrischen Klerus (Avesta) wieder trennen könnte.

Aus diesem Grund werden die einzelnen Hymnen der Gataha hier mit zwei verschiedenen Zahlen nummeriert. Bei den niederen Zahlen handelt es sich um die authentischen Hymnen des Zarathustra, die höheren Zahlen kennzeichnen die Abschnitte der Yasna in die diese Hymnen von den Klerikern hinzugefugt worden sind.

Es darf auch nicht übersehen werden, dass aller Wahrscheinlichkeit nach z. B. die Achtzehnte Strophe der Neunten Hymne nicht von Zarathustra selbst stammen kann, weil sie nicht die geringste Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Gataha hat.

Die Überlieferungen des Avesta des zarathustrischen Klerus‘ sind die folgenden:

•  Yasna

•  Visparad

•  Yashtha

•  Vandidad

Wie Jalaleddin Achtiani – einer der Pioniere der Gataha-Forschung – festgestellt hat, wurde durch dieses Jahrtausende lange Verstecken der Gataha die Chronologie der Hymnen von Zarathustra durcheinander gebracht.

Wie er auch festgestellt hat, haben die bisherigen Übersetzer der Gataha leider übersehen, dass der Teil der Gataha, der von der Berufung von Zarathustra als geeigneten Wegbereiter für eine förderliche Welt handelt, logischerweise als Vorwort an den Anfang der Gataha gehört.

In diesem Abschnitt der Gataha versucht Zarathustra zu erklären, welch‘ hohe Stellung Wohuman (= gute Gedanken) und Asha (= Weltordnung, Wahrhaftigkeit, Universalgesetz) zukommt, von denen er seine Berufung ableitet.

Erst nach dieser Vision – seiner Auswahl zum Lehrer – beginnt er mit dem Verfassen der Gataha.

Außerdem wird bei näherer Betrachtung der Strophen der ersten und der zweiten Hymne ersichtlich, dass die erste Strophe der ersten Hymne zur letzten Strophe der zweiten Hymne passt:

Gataha – Elfte Strophe der ersten Hymne:

Der Geist der Welt:

O Asha, Wohuman, Wokhashatra, wann kommen sie zu mir?
O Mazda, unterstütze diese große Aufgabe!
Jetzt, da wir einen Helfer bekommen haben,
sind auch wir bereit mitzuhelfen.

Gataha – Erste Strophe zweiten Hymne

Nun, vor allem, Du Allwissender, Unsichtbarer und Segensreicher,
mit hoch erhobenen Händen huldige ich Dir und bemühe mich,
mit Hilfe von Wohuman durch guten Taten,
den Geist der Welt zu erfreuen.

Ich bin der Auffassung, es ist höchste Zeit, von manchen Vorstellungen Abschied zu nehmen, die im Lauf der Zeit durch den Klerus Eingang in diese Lehre gefunden haben.

Es ist mir völlig unverständlich, wie man der irrigen Meinung sein konnte und kann, dass Gott der Allmächtige, der dieses Weltall allein und ohne Hilfe hat entstehen lassen, später zur Anleitung der Menschheit die Hilfe von Propheten benötigt haben soll.

Deshalb sollte man Zarathustra, so wie es seiner eigenen Darstellung entspricht, als Lehrer betrachten und ihn nicht zum „Propheten“ machen, um seine Unfehlbarkeit beweisen zu wollen:

Gataha – Zweite Strophe der Vierten Hymne

Weil es dadurch nicht einfach ist,
den rechten Weg zu finden,
bin ich dank Ahura Mazda als Lehrer zu beiden Gruppen gekommen,
den Rechtschaffenen und den Truggenossen,
um ihnen beiden den rechten Weg zu weisen.

Es ist mir unbegreiflich, wie z. B. die „heiligen Engel“ – also die Emshaspandan und die Yazatas (Izadan) – die Zarathustra als Da`ewa`s geächtet hat, Eingang in diese Lehre finden konnten.

Auch ist nicht nachvollziehbar, wie man der Meinung sein kann, dass es in dieser Lehre einen Scheideweg (Tshinowat oder Chinowato-Pereton) zwischen dem so genannte Paradies und der Hölle gibt, weil man sonst in den Gataha eine Darstellung des Paradieses und der Hölle finden müsste.

Vielmehr sah Zarathustra die Menschen vor die Entscheidung zwischen guten und schlechten Gedanken gestellt und den daraus folgenden Taten, die zu einem entsprechend guten oder schlechten Gewissen führen.

Gataha – Dreizehnte Strophe der Sechzehnten Hymne

Wahrlich, die Truggenossen wollen das Gewissen
der Suchenden des rechten Weges verwirren
und deren Überzeugung zerrütten.
Der Truggenossen Gewissen und Überzeugungen
sind bereits verwirrt und sie sind vom rechten Weg abgekommen.
Am Scheidewege Tshinowat aber,
wenn ihre schlechten Taten offenbar werden,
wird sie ihr Gewissen mit Angst plagen.

Zum Gewissen muss auch noch gesagt werden, dass Zarathustra das Gewissen dann als Richtschnur betrachtet, wenn es mittels Verstand und Wissen vervollkommnet wurde.

Es ist aber auch bekannt, wie der Mensch durch die Beeinflussung von dämonischen Ideologien bereit ist, jede Untat zu begehen, ohne jegliche Gewissenbisse zu haben.

Unter diesem Blickwinkel bleibt die universale Gerechtigkeit weiterhin verborgen.

 

Gataha – Vierzehnte Strophe der Vierten Hymne

O Mazda Ahura,
ich frage Dich:
Was ist geschehen und wird noch geschehen?
Was wird die Folge für diejenigen sein,
die sich für den rechten Weg entscheiden?
Welche Entbehrung werden die denjenigen erdulden,
die die Lüge gewählt haben?

Außerdem, welchen Sinn sollte es haben, dass Gott seine Geschöpfe nach deren Tod noch quält, wenn sowieso alles vorbei und keine Verhaltenskorrektur mehr möglich ist?

Wie erwähnt, unser Wissen diesbezüglich reicht nicht so weit, dass wir gesicherte Aussagen treffen könnten. Es wird aber aus den Texten der Gataha heraus klar, dass diese Philosophie unter dem Jahrtausende alten Einfluss der so genannten Zarathustra-Kleriker teilweise verfälscht worden ist, weil die nachgelieferten Texte des Avesta mit den Gataha nicht in Einklang stehen.

Meiner Meinung nach ergibt die genaue Analyse des Textes der Gataha, dass die Anweisung, Mazda Ahura zu huldigen und zu verehren, die Menschen zum Nachdenken motivieren soll. Dies soll sie zur Erkenntnis der allumfassenden Weisheiten in der Schöpfung leiten und sie dadurch zum Guten bewegen.

An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank Jalaleddin Achtiani für seine vielen persönlichen Ratschläge, seine Anleitungen und Korrekturen. Ohne seine Hilfe wäre es mir niemals möglich gewesen, diese Übersetzung so durchzuführen, wie sie nun vorliegt.

 

Dr. Bahram Varza

Literatur:
Gatha - Mubed Firuze Azargoshasb
Gatha - Dr. Ali Akbar Jafari
Mazda [in Persian] - Kaykhosrow Keshavarz
Avesta - Dr. Abtin Sasanfar
Gatha - Dr. Hosein Vahidi

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